Uwe Tellkamp. Die Lesung des Dresdner Schriftstellers kann nicht stattfinden, weil der Veranstaltungsort, das Lingnerschloss, die Veranstaltungsreihe der Kulturzeitschrift „Tumult“ absagt. Beim ersten Termin sollte Tellkamp lesen, beim zweiten der Historiker Egon Flaig. Der Auftritt widerspreche dem Neutralitätsgebot, dem man sich verpflichtet fühle, erklärte der zuständige Förderverein.
Tellkamp ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Autoren. Von seinem 2008 bei Suhrkamp erschienen Roman „Der Turm“ wurden 750.000 Exemplare verkauft. Er ist aber 2018 in Ungnade gefallen. Bei einer Podiumsdiskussion in Dresden äußerte er sich zu den Motiven von Asylbewerbern: „Die meisten fliehen nicht vor Krieg und Verfolgung, sondern kommen her, um in die Sozialsysteme einzuwandern, über 95 Prozent.“ Die Meinungsfreiheit betreffend sagte Tellkamp, es gebe zwar noch keine „Repressionsmühlen“, fügte aber hinzu: „Noch nicht.“ Am Tag darauf ging der Suhrkamp-Verlag per Twitter-Verlautbarung auf Distanz und schrieb: „Aus gegebenen Anlass: Die Haltung, die in Äußerungen von Autoren des Hauses zum Ausdruck kommt, ist nicht mit der des Verlags zu verwechseln“
ATME e.V. Der Verein ATME (Aktion Transsexualität und Menschenrecht) richtet im Demokratische Zentrum Ludwigsburg e.V. (DemoZ) eine Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „Mitgemeint und totgeschwiegen“ aus, in dem es u.a. um die Kritik an Identitäts- und Symbolpolitik geht. Das DemoZ beendet in der Folge die Zusammenarbeit mit ATME und sagt eine weitere geplante Veranstaltung ab. ATME wird „rechtspopulistische Rhetorik“, die Benutzung von Wörtern wie „Rasse“ sowie, wegen der Bezugnahme auf den Nationalsozialismus bei der Kritik an der Identitätspolitik, die Relativierung der NS-Zeit vorgeworfen. In der Begründung heißt es u.a.: „Reproduktion von Rassismus zu Anschauungszwecken ist immer noch Rassismus“. ATME schreibt in einer Entgegnung: „Wir glauben immer noch daran, dass Dinge offen angesprochen werden müssen, insbesondere auch auf Grund unserer Geschichte, die uns gelehrt haben sollte, dass die Einteilung und Etikettierung von Menschen in Gruppen und Kategorien – die Konstruktion „der Anderen“ – zu unfassbarem Leid und Schrecken geführt hat.“