Donald Duck. Der Verlag Egmont Ehapa passt die Texte in Carl-Barks-Comics dem Zeitgeist an. Seit 2019 vermarktet der Rechteinhaber Egmont Ehapa die Ausgabe letzter Hand zweimonatlich als Serie, die Lustiges Taschenbuch Classic Edition. In den ersten acht Bänden, scheint es, wurden die Druckvorlagen der Collection unverändert reproduziert. In Band 9 tauchte eine Klausel auf: „Die hier abgedruckten Geschichten sind reine originalgetreue Nachdrucke in ihrer ursprünglichen Übersetzung, die zum Teil nicht den heutigen Zeitgeist widerspiegeln.“ In Band 10 war es dann um die Originaltreue geschehen und es kamen erste Änderungen an den Texten von Erika Fuchs, die Figur „Fridolin Freudenfett“ (im Original „Porcmuscle J. Hamfat“) heißt nun plötzlich langweilig, aber ideologisch korrekt „Fridolin Freundlich“. Und in Band 12 wurden nun nicht weniger als 109 Panels geändert. Es gibt keine „Bleichgesichter“ mehr, und keine „Zwergindianer“, noch nicht einmal das Wort „Gott“, darf Daniel Düsentrieb noch in den Mund nehmen. Quelle: Der Standard.

Kathrin Schmidt. Die Schriftstellerin, vielfache Literaturpreisträgerin und derzeitige Stadtschreiberin von Dresden, äußert sich kritisch zur Coronapolitik, scheut sich nicht, in alternativen Medien zu publizieren und kandidiert für die Partei Die Basis für den Bundestag. Natürlich bekommt sie es zu spüren. Im Interview berichtet sie, dass Beiträge für Bücher gestrichen und Lesungen abgesagt werden. Die Sächsische Zeitung lehnt es ab, ihr wie allen bisherigen Stadtschreibern eine Kolumne zu geben. Die taz berichtet unter der Überschrift „Dresdens neue Stadtschreiberin: Abgedriftet in die Querdenker-Szene“, Schmidt habe sogar Gunnar Kaiser gegen den Vorwurf verteidigt, er arbeite mit „rechtspopulistischem und verschwörungstheoretischem Gedankengut“. „Ach tatsächlich?“, twitterte sie, „dann tue ich das ja auch.“ Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch sagt, sie wolle Kathrin Schmidt nicht als renommierte Schriftstellerin abwerten und es stehe ihr frei, sich parteipolitisch zu engagieren: „Das gilt für ‚Die Basis‘ wie für alle anderen Parteien, solange sie nicht vom Verfassungsschutz verboten sind.“ Immerhin: Die Stadt Dresden weist darauf hin, dass „Meinungsfreiheit auf den Grundlagen der Verfassung und Freiheit der Kunst“ ein hohes Gut sind.
Constantin Schreiber. Einige Journalisten, die sich feuilletonistisch mit Constantin Schreibers kürzlich erschienenem Romandebut „Die Kandidatin“ befassen, wollen es nicht mit einer Buchkritik bewenden lassen, sondern versuchen offenbar, Schreibers Entlassung beim NDR herbeizuschreiben, bei dem der 42-Jährige als Sprecher der Tagesschau und des Nachtmagazins arbeitet. Schreibers Buch zeichnet ein satirisch übersteigertes Bild von einem Deutschland in rund 30 Jahren, das von Identitätspolitik und Parallelgesellschaften gespalten ist und wirtschaftlich am Abgrund steht, und in dem eine muslimische Kandidatin auf der Liste einer ökologischen Partei den Weg ins Kanzleramt antritt. So eine Romanidee geht für das Juste Milieu natürlich überhaupt nicht. „Passende oder unpassende Nebentätigkeit: Wird ‚Tagesschau‘-Sprecher Constantin Schreiber sein Roman ‚Die Kandidatin‘ zum Problem?“, leitet zum Beispiel beim Tagesspiegel Joachim Huber seinen Beitrag über Schreibers „hochproblematisches“ Buch ein. „Wie ist eine notdürftig als Roman verkleidete Hetzschrift mit den Neutralitätsansprüchen an einen Nachrichtensprecher in Einklang zu bringen?“, fragt in der taz Schreibers ARD-Kollege Stefan Buchen. Bislang ist der NDR noch nicht auf die indirekten Entlassungsforderungen eingegangen. Der Sender verweist knapp auf die Kunstfreiheit. Schreibers schriftstellerische Tätigkeit sei getrennt von seiner Tätigkeit im NDR zu betrachten. Quelle: Achgut
Tatjana Klinger. Das Auto der Leipziger AfD-Politikerin und Psychotherapeutin wird beschmiert. Dies ist der dritte Anschlag auf ein Fahrzeug Klingers. Zuvor wurde im März 2021 ihr Mercedes in Brand gesetzt und im August 2020 mit „linksextremistischen Symbolen“ beschmiert. Quelle TAG 24.
Sahra Wagenknecht. Mehrere Mitglieder der Linkspartei beantragen ein Parteiausschlussverfahren gegen die Politikerin bei der nordrhein-westfälischen Landesschiedskommission. Wagenknecht kommentiert: „In meinem Buch kritisiere ich die Cancel Culture und die Selbstgerechtigkeit und Intoleranz, die einen Teil des linken Spektrums heute leider kennzeichnen. Einige scheinen großen Wert darauf zu legen, meine Thesen durch ihr Vorgehen zu bestätigen. Allerdings sind das Einzelne, von weit mehr Linke-Mitgliedern und -Wählern bekomme ich gerade Unterstützung und Solidarität. Insofern sehe ich dem Ausgang des Verfahrens gelassen entgegen.“ Die Chefs der Bundestagsfraktion, Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch, weisen den „Angriff auf unser Fraktionsmitglied Sahra Wagenknecht“ entschieden zurück. Die Landesschiedskommission der NRW-Linken berät über die Vorwürfe gegen Wagenknecht und entscheidet sich dennoch für die Eröffnung des Verfahrens. Dieses soll zunächst als schriftliches Verfahren durchgeführt werden. Quelle: WELT
Til Schweiger. Der Schauspieler postet auf Instagram ein Foto von sich und Boris Reitschuster und bezeichnet den Journalisten als „seinen Helden“. Die Reaktionen: „Til Schweiger zeigt sich mit Verschwörungs-Verbreiter Boris Reitschuster“ (Kölner Stadtanzeiger), „Til Schweiger sorgt mit Bild für Wirbel: „Endgültig ins Abseits geschossen“ (t-online), Til Schweiger auf Abwegen – Selfie mit „Querdenker“ Boris Reitschuster“ (Stuttgarter Zeitung) usw. usf.
Laut der Faktenchecker-Seite „Volksverpetzer“ kommt durch das Foto sogar unsere Demokratie in Gefahr: „Was für Verschwörungsmythen Til Schweiger privat glauben mag, ist nicht klar und auch irrelevant. Wenn dieser jedoch offen Unterstützung für einen notorischen Verbreiter von Desinformation signalisiert, ist das äußerst gefährlich für unsere Demokratie. Wer Reitschuster liest, will belogen werden und ein falsches Bild der Realität bekommen. Damit verdient dieser Fake-News-Blogger Geld. Letztlich stärkt das nur die AfD und schwächt die Demokratie. Til Schweiger hat jetzt indirekt die Lügen der AfD mit gestärkt. Eine Partei, die er einmal kritisch gesehen hat. Schade, dass er sich damit so sehr ins Abseits geschossen hat.“
Schweiger hat sich auch schon in der Vergangenheit durch Kritik an Corona-Maßnahmen Unmut zugezogen. Quelle: WOCHENBLICK
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Die INSM hat in Print-, Digital- und Sozialen Medien Anzeigen geschaltet, die Grünen-Chefin Annalena Baerbock in Anlehnung an den alttestamentarischen Propheten Mose in orientalischem Gewand und mit zwei Steintafeln zeigten, darauf zehn Verbote, die die Grünen angeblich planen würden. „Wir brauchen keine Staatsreligion“, ist das Motiv überschrieben. Es wird ihr deswegen Antisemitismus vorgeworfen. Der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn sagt. „Die Moses-Analogie, die Referenz auf die strenge Gesetzesreligion, der Terminus ‚Staatsreligion‘ – all das weckt antijüdische Stereotype in der Metaphorik, die in der politischen Debatte – bei jeder inhaltlichen Differenz – fatal sind.“ Der Arbeitskreis Christinnen und Christen in der SPD kritisiert, es komme eine antisemitische Haltung zum Ausdruck, die das jahrhundertealte Vorurteil pflege, das Judentum sei eine gesetzliche Verbotsreligion. Der Vorsitzende des Vereins „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, Matthias Schreiber, wirft der INSM vor, Ressentiments zu bedienen und als „Wasserträger des Antisemitismus“ zu agieren. Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume warnt vor der Bedienung „antisemitischer Verschwörungsmythen“ im Wahlkampf. Laut Spiegel distanziert sich einer der Geldgeber von INSM, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), von dem Baerbock-Motiv: „Persönliche Herabsetzungen und eine misslingende Verwendung christlicher Symbolik sind kein angemessener Umgang im notwendigen Wettstreit um politische Inhalte. Das ist nicht der Stil der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Sozialpartnerschaft ist vom gegenseitigen Respekt getragen.“ Quelle: Achgut.
Keks „Afrika“. Die Firma Bahlsen nennt die Kekssorte „Afrika“ um. Sie heißt jetzt „Perpetum“. Es sei festgestellt worden, dass der eigentliche Grund für die Namensgebung vor über 60 Jahren heute nicht mehr wahrgenommen werde, teilt das Unternehmen mit. Man habe seinerzeit den Bezug zum Rohstoff Kakao herstellen wollen, der in einigen afrikanischen Ländern angebaut werde. Um zu vermeiden, dass der Keks „Assoziationen mit Rassismus“ hervorrufe, habe man ihn geändert. Quelle: Spiegel

Uwe Junge. Der AfD-Politiker schreibt auf Twitter: „Münchener Arena soll beim Ungarn-Spiel in Regenbogenfarben leuchten und Neuer trägt die Schwuchtelbinde statt unsere Nationalfarben. Jetzt fehlt noch der Kniefall und ihr werdet immer mehr Fans verlieren. Muss man sich leisten können.“ Die BILD-Zeitung schreibt: „AfD-Mann hetzt gegen die Nationalmannschaft und Homosexuelle“ und sagt, Junge verbreite „widerlichen Hass gegen die Nationalmannschaft, Kapitän Manuel Neuer (35) und Homosexuelle“. Junge löscht seinen Tweet und schreibt: „Ich entschuldigte mich für den Begriff ‚Schwuchtelbinde’“. „Derartige Statements“ hätten aber „an oder auf dem Trikot der Nationalmannschaft nichts zu suchen“. Alice Weidel fordert den ehemaligen Landeschef der AfD Rheinland-Pfalz zum Parteiaustritt auf.
Nicole Bäumer und Martin Dronsfield. Das Künstlerpaar betreibt den Kulturhof Nienwohld und ist Initiator des Projekts „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt“. Dabei geht es um den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln mit dem Ziel, zur Stärkung der regionalen Ernährungssouveränität beizutragen. Der Kreis befand dieses Projekt für so überzeugend, dass er es mit dem neuen Förderinstrument „Kulturfonds Stormarn – der innovative Kulturpreis“ auszeichnen wollte. Der Preis kommt mit einem Preisgeld von 10.000 Euro. Die Jury wird jedoch von Dritten auf einen Zeitungsartikel aufmerksam gemacht, der sich mit der Tatsache befasst, dass Bäumer und Dronsfield seit November letzten Jahres öffentliche „Mahnwachen für Dialog und Frieden“ organisieren, auf denen sie sich unter anderem kritisch mit den Corona-Maßnahmen auseinandersetzen. Insbesondere das Jury-Mitglied Florian Kautter, ein Lokalpolitiker der Linkspartei, bezieht daraufhin öffentlich gegen die Verleihung des Preises an das Künstlerduo Stellung. Die Kulturabteilung des Kreises gibt bekannt: „Das Verfahren zum Kulturfonds Stormarn wird ausgesetzt. Aufgrund einer erneuten Prüfung wird die erste Vergabe verschoben.“ Quelle: Achgut.
Nachtrag: Im August entscheidet die Jury „mit großer Mehrheit“, den Preis doch an Nicole Bäumer und Martin Dronsfield zu vergeben.
Stefan M. Der Augsburger Polizeioberkommissar ist auf Facebook sehr aktiv und schreckt nicht vor Geschmacklosigkeiten zurück. Seit 2019 ist er vom Dienst suspendiert. Er steht wegen Beleidigung in sechs Fällen, Volksverhetzung in 26 Fällen und Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vor Gericht, wird jedoch nur in einem Punkt schuldig gesprochen. Wegen der Beleidigung der Grünen Politikerin Claudia Roth mittels einer Fotomontage: Auf der einen Seite war das Hinterteil eines Pferdes zu sehen, auf der anderen ein Foto von Claudia Roth. Darunter stand: „Die Kraft von Make-up vorher nachher“. Macht 4400 Euro Strafe. Angezeigt war er u.a. noch wegen dem Kommentar „strohdumm“ unter einem Foto von Anton Hofreiter (Grüne), wegen einer Comiczeichnung auf der ein Polizist versucht, ein Hakenkreuz nachzumalen, und wegen folgender Bemerkung: „Vier Negerküsse im Brötchen. 1980: Das macht 2 Mark, Junge. Heute: Das macht 60 Sozialstunden für Rassismus und sexuelle Belästigung.“ Quelle: BILD
Herr Schweiger hat eine schlechte Presse, das ist jetzt kein so neues Phänomen und hat mit „cancel culture“ rein gar nichts zu tun, zumal es durchaus berechtigte Zweifel an der Tauglichkeit des Herrn Reitschuster zum „Helden“ geben kann. Ist Herrn Schweiger überhaupt ein wirtschaftlicher oder beruflicher Schaden entstanden?
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Wer sind denn Ihre Helden? Das Hengameh? Oder die Journerilla des Tagesspiegel? Nein, ich bin kein Schweiger-Fan, ist aber in diesem Falle auch irrelevant, weil es um das Thema „Kontaktschuld“ – sehr beliebt in linksrotgrünen Kreisen – geht.
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Der Volksverpetzer ist eine peinlich-arrogante Truppe, die vor allem eines fürchtet: Kritik. Auf deren Seiten ist man schneller blockiert als man mit den Augen klimpern kann.
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Ich habe prinzipiell kein Problem damit, dass Politiker, die ihre Homophobie verbal ausleben, Gegenwind erhalten, zumal sich Junge implizit auf einen eklatanten Fall von cancel culture, nämlich die Zensur homosexueller Inhalte durch die ungarische Regierung, positiv bezieht.
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