September 2021

Nikolai Binner. Der deutsche Komiker und YouTuber Nikolai Binner beschäftigt sich mit Themen wie „Die Zerstörung der Faktenchecker“, „Corona FÜR IMMER???“ oder „Wie Antirassismus immer rassistischer wird“. Damit steht man natürlich gleich in einer ganz schlimmen rechten Ecke. In einem aktuellen Video (etwa ab Minute 7:55) spricht Binner darüber, wo er inzwischen gecancelt wurde. Nach eigenen Angaben wurde der Komiker „bei so ziemlich allen Comedy-Clubs gesperrt“. Daraufhin habe er eine eigene Comedy-Show gestartet, mit dem Namen „Cancelled Comedy Club“. Doch auch diese Show sei nach nur einem Auftritt „gecancelt“ worden. Die Location, welche Binner nicht benennt, habe „so viel böse Post von Leuten“ bekommen, dass sie die Zusammenarbeit beendet habe. Persönlich besonders getroffen hat Binner sein jüngster Rausschmiss beim Comedyformat „NightWash“ (früher ARD-One, seit September 2019 Sat.1). „Als Marke möchten und können wir keine politischen oder anderweitig extremen Äußerungen vertreten und möchten Äußerungen, wie du sie mit der Zeit via Social Media verbreitest, nicht unterstützen beziehungsweise supporten“, habe ihm die Redaktion per E-Mail mitgeteilt. Quelle: Achgut

Marlon P. Der Hamburger Innensenator Andy Grote (SPD) tweetete am 30. Mai: „In der #Schanze feiert die Ignoranz! Manch einer kann es wohl nicht abwarten, dass wir alle wieder in den Lockdown müssen… Was für eine dämliche Aktion! Danke @PolizeiHamburg, die wieder einmal den Kopf hinhalten, damit die Pandemie nicht aus dem Ruder läuft.“ Marlon P. kommentiert mit den Worten „Du bist so 1 Pimmel“. In der Folge stellt Grote Strafantrag und die Staatsanwaltschaft ordnet eine Hausdurchsuchung an, die im September auch vollstreckt wird. Unter dem Hashtag „Pimmelgate“ wird die Durchsuchung im Netz als unverhältnismäßig kritisiert und findet auch international Beachtung. Die Washington Post schreibt: „It was 6 a.m. when six German police officers came knocking on the door of a Twitter user in Hamburg. What sparked the investigation: a tweet he wrote in June calling a German official a crude term that refers to male genitalia.” Im rot-grünen Hamburger Senat zeigt man sich wenig einsichtig. Senatssprecher Marcel Schweitzer sagt, niemand müsse es hinnehmen, öffentlich beleidigt zu werden. „Hate Speech bekämpft man nicht, indem man wegschaut. Und deshalb ermutigt der Senat alle Bürgerinnen und Bürger, die sich insbesondere in den sozialen Netzwerken beleidigt sehen, Anzeige zu erstatten. Und das werden auch weiterhin die Mitglieder des Senats tun.“

Querdenken-Bewegung. Facebook löscht eine Woche vor der Bundestagswahlentgegen entgegen der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs 150 Konten und Gruppen, die der Bewegung „zugeordnet werden“ auf Facebook und Instagram, darunter das des Querdenker-Gründers Michael Ballweg. Gelöscht wurden zudem Verlinkungen auf externe Webseiten. Es sei weltweit die erste gezielte Aktion, die sich gegen eine Gruppierung richte, die eine „koordinierte Schädigung der Gesellschaft“ (Coordinated Social Harm) hervorrufe, sagt Facebook-Manager Nathaniel Gleicher der dpa. Es handele sich um „bedrohliche Netzwerke“, die aus „koordinierten Gruppen mit authentischen Konten“ bestünden. Quelle: Indubio

Marcel Barz. Der Informatiker kommt nach eingängiger Beschäftigung (wie andere auch) zu dem Schluss, dass die Sterbefallzahlen von Destatis keine Übersterblichkeit für das Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren bis 2012 zeigen, wenn man Faktoren wie Bevölkerungswachstum, demographischer Wandel oder Lebenserwartung mit berücksichtigt und die Rohdaten dementsprechend korrigiert. Er erarbeitet einen Vortrag mit dem Titel „Die Pandemie in den Rohdaten“ der circa eine Stunde und 20 Minuten lang ist und in zwei interessanten Nebensträngen auch auf aus Barz‘ Sicht fragwürdige Interpretationen der dem Impfstoffmarketing zugrundeliegenden Studienergebnisse und das politische Framing des Jugoslawienkriegs und des damit verbundenen Bundeswehreinsatzes Ende der 1990er Jahre eingeht. Eine Videoaufzeichnung von Barz‘ Vortrag wird in wenigen Tagen auf Youtube fast 140.000 angeschaut. Dann löscht Youtube das Video wegen angeblicher Verstöße gegen die „Community-Richtlinien“. Bei Vimeo kann es noch gesehen werden. Quelle: Achgut
Interessantes zur Begründung seiner Aussagen, zur Entstehung des Vortrags und seiner persönlichen Motivation kann in einem schriftlichen Verhör durch Correctiv nachgelesen werden.

Maurice Philip Remy. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) beschließt, die ursprünglich für Mittwoch den 1. September angesetzte Erstausstrahlung der Doku „Sondervorgang MeToo – Protokoll einer Entlassung“ zu verschieben, und zwar auf einen Termin nach den Wahlen zum Deutschen Bundestag und dem Berliner Abgeordnetenhaus (beide 26. September). In der Dokumentation beschäftigt sich der Filmemacher Maurice Philip Remy mit der umstrittenen Entlassung des ehemaligen Leiters der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, die von Verteidigern Knabes etwa als „politische Strafaktion“ oder „inszenierter Enthauptungsschlag“ bewertet wird, von dessen Kritikern als notwendiger Schritt gegen ein „Klima der Angst und des Mobbings“, das Knabe als Direktor zugelassen und befeuert habe, vor allem auf Kosten weiblicher Mitarbeiter. Quelle: Achgut

Markus Lanz. Bei einer Diskussionsveranstaltung der Wochenzeitung Die Zeit macht der ZDF-Talkshowmoderator öffentlich, dass die Wissenschaftsredaktion des Nachrichtenmagazins Der Spiegel ihm und seinem Redaktionsleiter Markus Heidemann die Mitverantwortung für tausende Corona-Tote gegeben habe. Die konkrete Frage, die in einer Redaktionskonferenz des Spiegel gefallen sei, lautete laut Lanz: „Wie fühlen Sie sich eigentlich, wenn Sie verantwortlich sind für den Tod von tausenden von Menschen?“ Hintergrund ist, dass Lanz in seiner ZDF-Talkshow immer mal wieder den Virologen Hendrik Streeck (Uni Bonn) und den Epidemiologen Alexander S. Kekulé (Uni Halle) zu Gast hatte, wenn es um Corona-Themen ging. Beide Männer stehen der Coronapolitik der Bundesregierung in Teilen kritisch gegenüber und kritisieren insbesondere die flächendeckenden Corona-Lockdowns. Besonders bizarr an dem Spiegel-Vorwurf: Das Magazin selbst hat Hendrik Streeck über mehrere Monate für ein langes Porträt begleitet. Im Zeit-Talk ging auch der öffentlich-rechtliche Haltungskünstler Jan Böhmermann Markus Lanz hart an: „Ich frage mich, wieso einige Leute bei dir sitzen“, sagte der Satiriker mit der Begründung, die Positionen von Streeck und Kekulé seien „durchtränkt von Menschenfeindlichkeit“. Später schob Böhmermann auf Twitter nach: „Meinungen im öffentlichen Raum sollten einer strengen, umfassenden medialen und gesellschaftlichen Qualitätskontrolle standhalten. Die öffentliche Repräsentation von Meinungen muss nach Qualität erfolgen.“ Quelle: Achgut

Oliver Harms. Der in Deutschland und China erfolgreiche Unternehmensberater kandidiert für den Aufsichsrat des SV Werder Bremen. Zwei Tage vor der Mitgliederversammlung wird er vom siebenköpfigen Wahlausschuss wieder von der Liste gestrichen. Anstoß für den Rausschmiss war ein Beitrag der linksgerichteten Ultra-Gruppierung „Infamous Youth“. Diese Ultras unterstellten dem parteilosen Bewerber Harms Sympathien für „rechtes“ Gedankengut und Nähe zur AfD. Die Argumentation von Infamous Youth beruht darauf, dass Harms sich per E-Mail mit einem Kriminologen unter anderem auch über das Thema „Antifa“ ausgetauscht habe. Dabei habe sich Harms positiv auf zwei Autoren bezogen, die sich „beide großer Beliebtheit in rechten Kreisen erfreuen“. Gemeint waren der Hamburger Politikwissenschaftler Dr. Karsten D. Hoffmann, Autor von „Gegenmacht: Die militante Linke und der kommende Aufstand“ (Hess Verlag, 2020) und Kolja Zydatiss, Autor von „Cancel Culture: Demokratie in Gefahr“). Quelle: Achgut

Alte Kunst. Die Staatlichen Museen in Dresden (SDK) benennen 143 ihre Kunstwerke um. Der „Mohr mit Smaragden“ von 1727 des Hofgoldschmieds Johann Melchior Dinglinger aus dem Juwelenzimmer des Grünen Gewölbes heißt jetzt „**** mit der Smaragdstufe (historische Bezeichnung)“. Aus „Afrikanischer Krieger, den Bogen schwingend“ wird „Ein Krieger, den Bogen schwingend“. Aus „Landschaft mit mohammedanischen Pilgern“ wird „Landschaft mit betenden Muslimen“. Aus „Eingeborener mit Maske“ wird „Mann mit Maske“. Aus „Die Zigeunerin“ wird „Frau mit Kopftuch“. Aus „Zigeunermadonna“ wird „Madonna mit stehendem Kind“. Aus „Baumhütte eines Eingeborenen“ wird „Baumhütte“. Aus „Portrait eines dunkelhäutigen Sklaven“ wird „Portrait eines Sklaven“. Aus „Indische Eingeborene mit Haustieren“ wird „Menschen mit Haustieren“. Aus  „Hund, Zwerg und Knabe“ wird „Hund, kleinwüchsiger Mann und Junge“. Quelle: Berliner Zeitung

Dr. Ludwig. Facebook löscht ein Video von „Dr. Ludwig“, ein Nutzer, der, aus welchen Gründen auch immer, Vertonungen aller möglicher deutschtümelnder Landser-Lieder, aber auch traditionelle deutschsprachige Volkslieder, NVA-Märsche sowie moderne Schlager wie Dschinghis Khans Moskau hochlädt. Dr. Ludwig hatte das Volkslied „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ aus dem 16. Jahrhundert hochgeladen, Facebooks Zensurabteilung stufte das als „Hate Speech“ ein und wies auch eine Beschwerde des Nutzers ab, wie dieser mit einem Screenshot belegtHier auf der weniger zensurfreudigen Plattform Odysee finden Sie ein Re-Upload des anstößigen Videos, versehen mit dem Disclaimer: „All videos are apolitical and this channel is against any form of extremism or hatespeech!“ Quelle: Achgut

Andreas Müller. Auf Twitter wird der Journalist, Blogger und Buchautor Andreas Müller (unter anderem „Sire! – führen Sie die Aufklärung ein!“, „Der Westen. Ein Nachruf“) zeitweise gesperrt. Müller hatte, nachdem die ersten Hochrechnungen des Bundestagswahlergebnisses eintrudelten, an den Twitter-Account der Linkspartei folgenden Satz gerichtet: „Get woke, go broke.“ Twitter bewertete das, wie der Autor auf Facebook mit einem Screenshot belegt, als „Missbrauch und Belästigung“. Der Nutzer habe jemand anderem körperlichen Schaden gewünscht oder Hoffnungen in diese Richtung geäußert, das sei nicht zulässig. Müllers Einspruch gegen die Sperre wurde „nach sorgfältiger Prüfung“ abgewiesen.

Nemi El-Hassan. Die 28-jährige Journalistin und Ärztin darf die Wissenschaftssendung «Quarks» nicht moderieren. Sie sollte die Aufgabe eigentlich ab November übernehmen. Das teilt der WDR mit, nachdem ihr Antisemitismus vorgeworfen wurde.  El-Hassan hat 2014 an der antisemitischen Al-Quds-Demonstration teilgenommen. Im selben Jahr soll die Moderatorin mit palästinensischen Wurzeln bei einem Poetry-Slam einen Vers vorgetragen haben, der laut FAZ als antisemitisch eingestuft werden kann. Weiter tauchte ein Interview auf, in dem sie erzählt hatte, mehrmals die „Blaue Moschee“ besucht und dort zum islamischen Glauben gefunden zu haben. Sie äußert sich auch in den sozialen Medien israelkritisch. Kürzlich likte sie einen Post, in dem der Ausbruch palästinensischer Insassen aus einem israelischen Gefängnis als „unglaubliche Heldentat“ gefeiert wurde. Darunter befanden sich jedoch islamistische Terroristen, die an tödlichen Attacken gegen israelische Zivilisten beteiligt gewesen waren. Beatrix von Storch (AfD) nennt in einer Pressemitteilung El-Hassan eine „überzeugte Islamistin und Judenhasserin“ sowie „Terror-Sympathisantin“. Auf Bild TV wird sie als Islamistin bezeichnet. El-Hassan distanziert sich in einem Spiegel-Interview von den Fehlern aus ihrer Vergangenheit. Sie sagt: „Ich schäme mich für diese Zeit.“ In einem offenen Brief solidarisieren sich hunderte Kulturschaffende, Publizisten und Wissenschaftler mit El-Hassan und fordern den WDR dazu auf, die Zusammenarbeit mit ihr fortzusetzen. Schließlich entscheidet sich der WDR jedoch gegen sie. Das Problem sei laut Intendant Tom Buhrow nicht so sehr ihre Teilnahme an einer Al-Kuds-Demonstration vor sieben Jahren, da sie sich davon klar distanziert habe. Es hätten sich aber auch aus jüngster Zeit problematische Likes von ihr in sozialen Netzwerken gefunden. Allerdings erwäge man, El-Hassan als Autorin für „Quarks“ arbeiten zu lassen, sagte Buhrow – also nicht vor, sondern hinter der Kamera.

RT. Wer auf Youtube nach den offiziellen deutschen Kanälen von RT (früher „Russia Today“) sucht, bleibt ohne Erfolg. Die Videoplattform sperrt beide Kanäle des russischen Staatsmediums aus. Quelle: ntv

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