Udo Jürgens. Der deutsch-italienische Sänger Giovanni Zarrella würdigt in seiner „Giovanni Zarrella Show“ im ZDF die 2014 verstorbene Schlagerlegende Udo Jürgens und interpretiert unter anderem den Song „Aber bitte mit Sahne“ aus dem Jahre 1976. Bei einer Songzeile kriegt der 44-Jährige aber kalte Füße. Den angeblich diskriminierenden Ausdruck „Mohrenkopf“ streicht er kurzerhand und singt: „Sie pusten und prusten, fast geht nichts mehr rein. Nur ein Schokokuss höchstens, denn Ordnung muss sein.“ Etwas anders löste man das Problem beim RBB. In der Sendung mit 30 Songs von Udo Jürgens am 24.03. ab 20.15 des RBB wurde beim Song „Aber bitte mit Sahne“ bei der Zeile, in der das Wort „Mohrenkopf“ vorkommt, die Melodie leiser gedreht und ein unbedeutender Text darüber gesprochen. Quelle: Weltwoche
Beim RBB geht es einem zweiten Lied von Jürgens an den Kragen. In der RBB-Reihe «30 Favoriten» fehlen plötzlich vier Zeilen aus dem Kultsong «Vielen Dank für die Blumen». Offenbar wollte man den Vorwurf der Transfeindlichkeit vermeiden. Gestrichen wurde: «Ich wusste ganz genau, dass diesmal alles klar war, sie schlug die Augen zu mir auf und sagte dann, du bist der schönste Mann, der für mich jemals da war – Ich heisse Dieter, und mit dir fang ich was an.» Quelle: Weltwoche
Stuttgarter Impfsymposium. Die Veranstaltung von Impfgegnern findet seit vielen Jahren in Filderstadt. Nun ist man, nach einer Pandemiepause, in der das Thema mächtig politisiert worden ist, dort aber unerwünscht. „Um Straftaten und Sachbeschädigungen durch gewaltbereite Gegendemonstranten zu verhindern, kündigte Oberbürgermeister Christoph Traub [CDU] kurzerhand den Mietvertrag mit dem Veranstalter, einem Herrenberger Medizin-Journalisten“, berichtet Impfkritik.de.
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Ulrike Guérot. An der Uni Bonn, die sich schon von der Position Guérots zum Ukrainekrieg öffentlich distanziert hat, soll sie jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren. Das Rektorat hat gegen die Professorin für Europapolitik „arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet“, teilte es Ende letzter Woche mit. Nach eigener Aussage wurde der Hochschullehrerin im Angestelltenverhältnis mit Ablauf dieses Monats gekündigt. Nach nur drei Semestern müsste Guérot also die Uni, an der sie einst studiert hatte, wieder verlassen. Sie klagt dagegen. Anlass und Grund für den Rausschmiss-Versuch unterscheiden sich. Ursächlich ist prominentes Abweichlertum in Sachen Corona und Krieg. Begründet wird er mit Plagiatsvorwürfen. Quelle: Achgut
Wolfgang Koeppen. Eine Ulmer Lehrerin startet eine Petition gegen den Nachkriegsroman „Tauben im Gras“ von Wolfgang Koeppen, nachdem sie über dessen häufigen Gebrauch des „N-Worts“ erschrocken und schockiert war. Als selbst von Rassismus Betroffene bezeichnet sie diese Wortwahl als Ausdruck der Unterdrückung und Entmenschlichung, die einen unmittelbaren Angriff auf ihre Menschenwürde darstelle. Das Land Baden-Württemberg begründet die Auswahl des Werks als Pflichtlektüre unter anderem damit, dass auch der beschriebene Rassismus in der Schule thematisiert werden solle. Dem widerspricht die Literaturprofessorin Magdalena Kißling von der Universität Paderborn: Die Lehrkräfte sollten das zwar vermitteln, seien aber oft nicht dafür ausgebildet, Rassismus in der Literatur zu erkennen: „Es gibt zu wenig Sensibilität dafür, was die Macht von Sprache ausmacht, und da werden Erfahrungsberichte zu wenig ernst genommen.“ Außerdem seien entsprechende Konzepte für den Unterricht noch nicht ausgereift genug, sagt Kißling. Die Lehrerin möchte das Buch in der Schule nicht behandeln und hat darum vorerst einen Antrag auf Beurlaubung gestellt. Für die Zukunft hofft sie, dass der Unterricht bald zu einem „sicheren und rassismusfreien Ort für alle“ werde. (Quelle: swr.de)
Der 7. Sinn. Um potentielle Beschwerden wegen Diskriminierung oder Sexismus zu vermeiden, streicht die ARD die in den 70er-Jahren beliebte Serie „Der 7. Sinn“ (1966-2005), die auf humorvolle Weise Verkehrstipps vermittelte, aus dem App-Programm. Vermutlich wegen eigentlich so harmlosen Sätzen wie diesem: „Wenn Frauen am Steuer mit ihrem Wagen zu Verkehrshindernissen werden, so liegt dies meist am mangelnden technischen Verständnis und fehlender Übung. Die geübte Fahrerin fährt flott.“ Die Serie „Ein Herz und eine Seele“ bleibt den Zuschauern zwar erhalten, wird zukünftig aber nur noch mit Warnhinweis ausgestrahlt. Die Sendung, die in den 70er Jahren durch ihren humorvollen Blick auf das damalige Familienleben brillierte, hat bis heute Kultstatus. Auch hier bemängelte man Diskriminierung oder Sexismus. Quelle: Pleiteticker
Michael Wendler. Der wegen Corona-Fehlverhaltens geächtete Schlagersänger und seine Gemahlin erhalten die Chance zum Comeback.RTL2 kündigt eine Doku-Show über Schwangerschaft und Geburt des Nachwuchses an. Der zu erwartende Shitstorm kommt auf. RTL2 sagt die Chose wieder ab. Die ZDF JournalistinNicole Dieckmann schreibt auf Twitter: „Nur noch mal zur Erinnerung: Hier und anderswo war der Wendler längst gesperrt. Darum musste er ja auch zu Telegram rüber. Unterm Strich besitzen Twitter und Instagram also mehr Anstand als RTL2. Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.“ Der Tagesspiegel kommentiert: „Der schäbige Versuch von RTL2, einen Holocaustverharmloser ins TV zu bringen, ist gescheitert.“
Tassen der Berliner Polizei. Da die Behörde versäumt hatte, für die Beamten der neuen Polizeiwache am Kottbusser Tor Trinkbecher zu bestellen, spendierte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) welche. Die sind zum großen Streitpunkt geworden und müssen nun aus den Schränken entfernt werden – wegen eines angeblich rassistischen Symbols. Dabei handelt es sich um eine dünne blaue Linie. Diese solle die blaue Farbe der Berliner Polizeiuniformen symbolisieren, sagte GdP-Chef Benjamin Jendro. Die Polizeiführung der Hauptstadt sieht das anders. Nach einer „entsprechenden Sensibilisierung seitens der Leitung“ seien die Kaffeetassen „durch ein Mitglied der GdP vorsorglich entfernt“ worden, so eine Sprecherin. Mit der blauen Linie wollen in vielen Ländern Menschen ihre Solidarität mit im Dienst getöteten oder verletzten Polizisten ausdrücken. Doch laut Berliner Polizeiführung werde diese von schwarzen Menschen mitunter „als bedrohlich und rassistisch wahrgenommen“, weil auch rechte Bewegungen in den USA das Symbol nutzten. Das könnte auf in Berlin lebende Schwarze „die gleiche Wirkung haben“. Quelle: Junge Freiheit
Alina Lipp. Zwei Filme der Deutschrussin Alina Lipp sollen in der Brotfabrik in Berlin gezeigt werden. Nach Protesten wird die Filmvorführung abgesagt. Beide Filme beschäftigen sich mit den Kriegen in der Ukraine. Alina Lipp ist auf Telegram aktiv und produziert Videos, unter anderem aus dem Donbass. Ihr wird von Kritikern vorgeworfen, kremlnahe Narrative zu verbreiten und russische Propaganda zu betreiben. Deutsche Behörden ermitteln gegen Lipp und haben nach Informationen von T-Online Spendengelder auf deutschen Konten sichergestellt. „Der Vorwurf: Mit ihren Beiträgen soll sie einen verbotenen Angriffskrieg gebilligt haben, also Straftaten belohnt oder gebilligt haben,“ schreibt T-Online. Laut der Veranstalter kam es zu heftigen Protesten, als sich die Meldung verbreitet hatte, dass die Brotfabrik Alina Lipps Filme zeigen wolle. Die Veranstalter hätten Protestschreiben bekommen, etwa von ukrainischen Organisationen. Ein Journalist schrieb an den Kulturkreis Pankow, dass mit der Lipp-Veranstaltung eine „Unterstützung und Relativierung des Angriffskrieges Putins“ betrieben werde. Daraufhin hätten die Veranstalter Angst gehabt, dass Gegner die Veranstaltung stürmen würden. Daher habe man sich dazu entschlossen, die Filmvorführungen abzusagen. In einem offiziellen Schreiben heißt es: „Leider müssen wir euch mitteilen, dass die Filmmatinee in der Brotfabrik, am Sonntag, dem 19.3.23 abgesagt werden muss. Die Brotfabrik empfing ein Ansturm der Entrüstung von Journalisten u.a. des Tagesspiegels über unser Vorhaben, die zwei Dokumentationen über den Ukrainekrieg von der deutsch/russischen Journalistin Alina Lipp zu zeigen.“ Die Brotfabrik sagt anschließend auch alle weiteren Veranstaltungen der Reihe „Denkraum“ ab, etwa einen Vortrag mit dem Politologen Hauke Ritz. Quelle: Berliner Zeitung
Die PARTEI Bayern. Wie der Vorsitzender der PARTEI, Martin Sonneborn, mitteilt, kam es bei der PARTEI Bayern zu mehreren Hausdurchsuchungen. Diese wurden vom Amtsgericht Amberg angeordnet. Laut Medienberichten wurden insgesamt zwei Wohnungen von PARTEI-Mitgliedern in der Oberpfalz von der Polizei durchsucht. Der Grund soll laut Durchsuchungsbeschluss ein Plakatmotiv gewesen sein, das die PARTEI im Bundestagswahlkampf in Bayern sowie in anderen Bundesländern aufgehängt hatte. Auf den Plakaten ist der Spruch “Feminismus, ihr Fotzen” zu lesen. Den roten Hintergrund des Plakates schmückt ein gezeichneter blutiger Tampon. Quelle: Jurios
Arathok. Ein Twitter-Nutzer, der sich Arathok nennt, berichtet: „Ich bin gestern Opfer der #CancelCulture geworden, weil ein paar Azubis sich auf den Schlips getreten fühlten, weil ich mal etwas lauter werden musste und sie dann bei ihrer Firma Vorwürfe mir gegenüber gemacht haben, von denen 90% haltlos und einige schlicht unwahr waren. Die Firma wird wahrscheinlich nicht mehr bei uns ausbilden, womit ich durch geschäftsschädigendes Verhalten um Haaresbreite gekündigt wurde. Persönliche Stellungnahme von mir geht heute noch raus, mal sehen, ob‘s was bringt. Die Konsequenz: In meinem Unterricht wird es viel weniger bis gar keine Scherze und Spaß mehr geben. Ich hoffe, das war es denen wert. Herzlichen Glückwunsch. Big Boss stand hinter mir und hat abgewiegelt, mein Vorgesetzter wird mich bei der nächsten kleinen Sache kündigen.“
Das nenne ich mal Haltung. Und zwar tief gebückt. Hintern ist die höchste Stelle….
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Zwei Klarstellungen: 1.) Dass „Der 7. Sinn“ nicht mehr verfügbar sein soll, „um potentielle Beschwerden wegen Diskriminierung oder Sexismus zu vermeiden“, ist eine reine Spekulation der Reichelt-Leute.
2.) Die Lehrerin aus Ulm verzichtet ein Jahr lang auf ihre Bezüge, um auf das Problem hinzuweisen, dass eine Gesellschaft, die sich ihres Rassismus nicht bewusst ist, an der Rezeption hochkomplexer Romane, in denen Rassismus behandelt wird, scheitern muss. Sie hat sich allenfalls selbst „gecancelt“.
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Die Lehrerin weigert sich, mit ihren Schülern ein Buch durchzunehmen, das u.a. Rassismus behandelt. Ist sie dann im Schuldienst richtig?
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Wenn sie im Schuldienst nicht richtig wäre, würde sie da nicht arbeiten. Darüber entscheiden nicht wir, sondern die Behörden, es besteht also kein Grund, sie wegen ihrer Meinungsäußerung zu canceln.
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Es geht nicht darum, „sie wegen ihrer Meinungsäußerung zu canceln“, sondern es stellt sich die Frage, ob sie ihrer Aufgabe gewachsen ist, wenn sie sich dafür schon beurlauben lässt.
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Mit derselben Begründung könnte man fragen, ob Judith Sevinç Basad im Journalismus richtig ist, wenn sie, weil sie ihren Kampf gegen „woken Aktivismus“ (was immer das sein mag) dort nicht führen zu können meint, bei Springer (sic) kündigt. (s. dazu das Personenverzeichnis dieser Seite)
Abgesehen davon geht es der Lehrerin nicht um die Frage, ob in dem Roman Rassismus behandelt wird, sondern darum, ob die Art der Behandlung geeignet ist. Ich stimme ihr darin nicht unbedingt zu, respektiere aber ihre Konsequenz.
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Sie ist nicht die einzige, die Springer verlassen hat, weil sie gewisse Dinge nicht mehr mittragen konnte. Es spricht auch nichts dagegen, dass jemand den Lehrerberuf aus entsprechenden Gründen an den Nagel hängt. Das ist aber etwas anderes als eine Schneeflocke, die zu empfindlich ist, ein Buch im Unterricht zu behandeln, weil ihr ein paar Details im Text nicht passen.
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Hier die aufrechte Kämpferin gegen den Wokismus, dort die „Schneeflocke“, die sich an „ein paar Details im Text“ (eines Textes) stört, weil sie zu „empfindlich“ ist. Selten wurde dem Leser deutlicher klargemacht, dass die hier gewählte Sicht auf „Meinungsfreiheit“ und darauf, wem sie zugestanden wird, eine sehr subjektive ist.
Dafür herzlichen Dank.
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Mit „‚Meinungsfreiheit'“ hat das eine nichts zu tun. Die Lehrerin kommt mit ihrer Meinung ausführlich in den Medien zu Wort und braucht deshalb keine disziplinarischen Konsequenzen zu fürchten. Ihr Versuch aber, ein Buch aus dem Lehrplan zu canceln, ist vorerst gescheitert. Gut so.
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Danke für die neuerliche, wenn auch wohl unabsichtliche Bestätigung meiner These, dass der Begriff des „Cancelns“ sich allzuleicht instrumentalisieren lässt. Wenn eine Lehrerin einen Roman für ungeeignet hält, in einer multikulturellen Gesellschaft Schullektüre zu sein, gehört die Kritik an diesem Roman zu ihren pädagogischen Aufgaben. Das ist durchaus legitim und hat mit den literarischen Qualitäten des Textes nichts zu tun: Auch die Werke de Sades gehören zur Weltliteratur, sind aber nicht unbedingt für die Schule geeignet.
Wenn man nun der Lehrerin vorwirft, sie sei Teil der obskuren „Cancel culture“, setzt man sich nicht mit ihren Thesen auseinander, sondern erschwert im Gegenteil eine Auseinandersetzung damit, da man ihr unterstellt, sie greife die Meinungsfreiheit (Koeppens?) an. Der Vorwurf der „cancel culture“ ist also nichts anderes als die Verhinderung eines notwendigen Diskurses.
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Zu den pädagogischen Aufgaben der Lehrerin würde es gehören, sich im Unterricht kritisch mit dem Roman auseinanderzusetzen. Sie verweigert allerdings die Auseinandersetzung – und will sie den Schülern vorenthalten. Ihr Ziel ist gerade nicht der Diskurs, sondern das Canceln des Buchs für die schulische Behandlung. Zudem macht sie eine subjektive Belastung geltend, das ist kein objektives Argument.
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Nett, dass Sie geantwortet haben, schade, dass ich diese Antwort so spät entdeckt habe. Die Behauptung, die Lehrerin habe eine „subjektive Belastung“ geltend gemacht, welche aber, da diese nicht „objektiv“ sei, als Argument nicht zähle, befremdet indes. In der Konsequenz hieße das, dass Simone de Beauvoir nie über Seximus, Rosa von Praunheim nie über Homophobie oder Léon Poliakov nie über Antisemetismus hätten schreiben oder forschen dürfen, da man ihnen eine „subjektive Belastung“ und daher mangelnde Objektivität vorwerfen könnte. Das wäre aber was? Genau, cancel culture.
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Die Lehrerin wird ja gerade nicht gecancelt (sie hat sich selbst temporär aus dem Beruf genommen), sondern sie ist es, die eine Cancel-Forderung aufstellt. De Beauvoir oder von Praunheim haben es im Übrigen nicht verdient, mit einer Schneeflöckchen-Beamtin in einem Atemzug genannt zu werden. Diese haben nämlich sehr wohl objektiv argumentiert und auch konkrete, kollektive Diskriminierung nachweisen können – vom Niveauunterschied zu jener Dahergelaufenen gar nicht zu reden.
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