August 2023

Otto Waalkes. Otto Waalkes gehört zu den bekanntesten, lustigsten und dabei inklusivsten Deutschen. Der inzwischen 75-Jährige hat es wie kein Zweiter geschafft, Comedy und Unterhaltung für jeden – vom Enkel bis zum Urgroßvater – zu machen. Für den WDR sind seine Witze und Sketche aber nur noch mit einem Warnhinweis zu genießen. Zu groß die Gefahr, von Ottos Witzen könnten sich Menschen diskriminiert fühlen. „Das folgende Programm wird als Bestandteil der Fernsehgeschichte in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden“, erklärt eine strenge Frauen-Stimme in der WDR-Mediathek, bevor etwa die „Otto Show“ aus dem Jahr 1973 beginnt. Quelle: NIUS

Maximilian Krah. Der frisch gewählter AfD-Spitzenkandidat zur EU-Wahl unterliegt auf Twitter einem sogenannten Shadowban. Er kann seinen Account nutzen, der ist aber über die Suchfunktion der Plattform nicht direkt auffindbar. Nur über Umwege – oder einen direkten Link – gelangt man dorthin. Auf einer Prüfseite für Twitter-Shadowbans bestätigt sich dies. „@TwitterDE greift hier entgegen der eigenen Richtlinien in den deutschen Wahlkampf ein“, kritisiert der Brüsseler Parlamentarier – indem es ihn bei der Reichweite schlechter stellt als Bewerber konkurrierender Parteien. Quelle: Achgut

Kommissar Schimanski, Ekel Alfred, Harald Schmidt. Auch vor diesen Gestalten aus dunkler Vorzeit warnt der WDR. Und vor allerlei mehr, zum Beispiel Jules Verne.„Bitte beachtet: In diesem Hörspiel kommt Diskriminierung vor“, ertönt es zu Beginn der Hörspielfassung der Reise um die Erde in 80 Tagen. Hugo Müller-Vogg schreibt im Focus: „Machen wir uns nichts vor: Die Warnhinweise des WDR sind, wenn sie Schule machen, erst der Anfang. Als nächstes kommt dann die Verbannung solcher Werke in die Giftschränke von Sendern und Verlagen.“

Harald Schmidt. Wegen eines Fotos auf dem Sommerfest der Schweizer Wochenzeitung Die Weltwoche in Zürich soll Harald Schmidt zum neuen Outlaw werden. t-online fragt: „Feiert er (Schmidt) mit Rechtsextremen?“ Der Merkur fragt: „Fliegt Harald Schmidt nach Eklat-Foto vom Traumschiff?“ Schmidt ist auf dem Bild mit dem in Ungnade gefallenen ehemaligen Spiegel Autors Matthias Matussek und dem in Ungnade gefallenen ehemaligen Chef des Bundesverfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen zu sehen. Quelle: Tichys Einblick

Albert Mutschlechner. Der Kreistag des Landkreises Garmisch-Partenkirchen verwehrt einem AfD-Nachrücker den Einzug. Eine deutliche Mehrheit sprach sich mit 39:5 Stimmen, quer durch alle Fraktionen, gegen den AfD-Nachrücker aus. Die Grünen sprechen nach der Abstimmung von einer „Sternstunde der Demokratie“. Grund sind Posts in den sozialen Medien, die an der demokratischen Gesinnung des 65-jährigen LKW-Fahrers zweifeln lassen. Kurz nach der Kreistagssitzung wurde der Twitter-Account von Mutschlechner auf privat gestellt und anstößige Posts wurden entfernt. Rechtlich dürfte diese Verweigerung keinen Bestand haben. Nur wer wegen eines Verbrechens zu Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt wird, verliert für die Dauer von fünf Jahren die Fähigkeit, öffentliche Ämter zu bekleiden und Rechte aus öffentlichen Wahlen zu erlangen. Quelle: Bayrischer Rundfunk

Stephan Anpalagan. Der ehemalige SWR-Mitarbeiter bezeichnet die Bundespolizei in einem Tweet als Nachfolgeorganisation der Gestapo. Manuel Ostermann von der Deutschen Polizeigewerkschaft stellt eine Strafanzeige. Heiko Teggatz, Chef der Bundespolizei-Gewerkschaft, nennt den Vorgang eine „Schande für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“. Der Sender distanziert sich „ausdrücklich“ von der Äußerung und kündigt an, das Podcast-Format nicht fortzusetzen. Auch ein Folgeformat sei nicht geplant. Anpalagan war bisher Host des SWR-Podcasts „Gegen jede Überzeugung“. Er betreibt das Format zusammen mit Nicole Diekmann. Man will dort nach eigener Aussage über „konstruktives Streiten“ reden. Quelle: Tichys Einblick

Turnvater Jahn. Das Netzwerk Frauen in Neukölln und die Neuköllner Gleichstellungsbeauftragte veranstalten einen Protest-Tag gegen das Denkmal für den „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn in der Hasenheide. Es solle nicht länger an einem zentralen Platz an einen „Antisemit, Nationalist, Antidemokrat, Militarist und Antifeminist“ erinnert werden. In der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Neukölln befürworten Rote, Rote und Grüne eine Umgestaltung oder Entfernung des Jahn-Denkmals, CDU und AfD sprechen sich dagegen aus. Quelle: Tagesspiegel

Hubert Aiwanger. Der Chef der Freien Wähler gerät wegen eines antisemitischen , satririschen Flugblatts, das vor 35 Jahren in seinem Schulranzen gefunden wurde, erheblich unter Druck. Ein früherer Lehrer Aiwangers hatte seinen Ex-Schüler nach der öffentlichen Kritik an dessen Erdinger Rede bei der Süddeutschen Zeitung denunziert. Das Flugblatt, das – wohl 1987 – von Aiwangers älterem Bruder Helmut verfasst worden sein soll, trägt den Titel „Bundeswettbewerb: Wer ist der größte Vaterlandsverräter?“ 995 Gewinner – in Deutschland lebende Deutsche – sollen im KZ Dachau landen, 5 Gewinner zu Tode kommen, mindestens zwei davon im Vernichtungslager Auschwitz. Auch wenn Aiwanger den Flyer vielleicht nur in seiner Schultasche gehabt habe, müsse er seine Ämter verlieren, verlangt Süddeutsche-Chefredakteur Wolfgang Krach: „Auf die Urheberschaft kommt es nicht mehr an, der Rest ist schon schrecklich genug.“ Woher der Wind weht, schreibt die Zeit mit Blick auf die Landtagswahl im Oktober: Der ganze Vorgang „könnte sich […] negativ auf die Ergebnisse der regierenden Parteien CSU und Freie Wähler auswirken“. „Als Jude wehre ich mich dagegen, dass Denunzianten uns Juden für ihre tagespolitischen Zwecke missbrauchen“, reagiert der Historiker Prof. Michael Wolfssohn. Quelle: Achgut              

Demo für Alle. Die Initiative „Demo für alle“ reserviert einen Raum in der Vereinsgaststätte des BSV Nordstern in Radolfzell. Die Initiative organisiert vor allem Proteste gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare sowie gegen die Frühsexualisierung in Schulen. Nachdem der Vereinsvorstand erfährt, wer den Raum gemietet hat, kündigt er die Buchung. Es sollen dort keine politische Diskussion stattfinden, die nicht mit den Inhalten und Werten des Vereins übereinstimme. Man habe mit dem Wirt vereinbart, dass in Zukunft genau nach Zweck und Anlass der Reservierung gefragt werde.  Quelle: Südkurier, 08.08.2023

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Kateryna Titova. Die ukrainische Pianistin muss für ihr Konzert in Bayreuth das Programm ändern. Die vorgesehenen „Bilder eine Ausstellung“ des russischen Komponisten Modest Mussorgsky werden kurzfristig abgesetzt, da die Pianistin „aus radikal ukrainischen Kreisen“ Drohungen erhalten hat. „Wir haben uns entschlossen, das Programm zu ändern, um Kateryna Titova und ihre Familie zu schützen“, sagt der Direktor des Richard-Wagner-Museums, Sven Friedrich. Die Pianistin spielt stattdessen Ludwig van Beethovens „Sonata quasi una fantasie” Nr. 2 op. 27 („Mondscheinsonate) und Frederic Chopins Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23. Quelle: Nordbayerischer Kurier

Kanal schnellroda. Der YouTube-Account „kanal schnellroda“ wird gelöscht, „da wiederholt von Dritten Urheberrechtsverletzungen im Hinblick auf das vom Nutzer hochgeladene Material gemeldet wurden“, wie die Plattform informiert. Hierbei handelt es sich um den Kanal des neurechten Vordenkers Götz Kubitschek, der vom sachsen-anhaltinischen Rittergut Schnellroda aus den Antaios-Verlag betreibt, das Magazin Sezession herausgibt und im Institut für Staatspolitik wirkt. Quelle: Achgut

Völkerball. Das Konzert der Gruppe Völkerball bei einem großen Volksfest in Halle an der Saale soll abgesagt werden, fordert ein Offener Brief. Initiiert wurde er vom Betreiberehepaar der woken kohsie Diversity Buchhandlung, die bei uns schon Thema war, sowie Luna Möbius von den Grünen, der eigentlich Lukas heißt. Möbius ist „queer“, „nicht-binär“, ausgebildeter „Tourismuskaufmensch“ und „Vielfaltsreferent*in“ des Landesverbands seiner Partei. Der Pronomenlose darf als Ausschussmitglied im Hallenser Stadtrat seinen Wunschvornamen verwenden. In dem Schreiben an Bürgermeister, Stadtmarketing und MDR-Intendantin beklagen die Beschwerdeführer, als Tribute-Band verbreite Völkerball automatisch die „Aura“ ihres Vorbilds, und dies sei derzeit eine der „sexualisierten Gewalt und des Machtmissbrauchs“. Zahlungen an die Gruppe sowie indirekt für Lizenzen an Rammstein werden als „taktlos“ und „respektlos“ gegenüber Opfern bezeichnet, die die Veranstaltung dann nicht „angstfrei“ besuchen könnten. Quelle. Achgut

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