Februar 2024

Hans Georg Maaßen. Der ehemalige Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz und Vorsitzende der Werteunion gibt bekannt, dass die Bundesregierung ihn durch den Verfassungsschutz beobachten und verfolgen lässt und veröffentlicht das 20-seitige Dokument mit den Erkenntnissen des BfV über ihn.

Jim Knopf. Die Bücher von Michael Ende (1929–1995) „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ sowie „Jim Knopf und die Wilde 13“, zuerst 1960 und 1962 erschienen, erfahren leichte sprachliche und zeichnerische Eingriffe. Das teilt der Thienemann Verlag mit. Es gibt jetzt keine gelben Gesichter oder Mandelaugen mehr. Es gibt einen „Häuptlingssohn“ und einen „Inuit“ anstelle „Indianerjunge“ sowie „Eskimokind“. Und natürlich kommt das N-Wort nicht mehr vor. Der Halbdrache Nepomuk gibt sich im Original Mühe, „sich möglichst wie ein reinrassiger Drache zu benehmen“, in der Neufassung will er „wie ein richtiger Drache“ sein. Das Gesicht von Jim Knopf auf dem Cover wird etwas aufgehellt und die dicken Lippen verschwinden. „Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln“, heißt es in der Erklärung des Verlags. „Auffällig ist, dass sich die Säuberungsbestrebungen besonders häufig gegen Bücher richten, die Kindern und Jugendlichen besonders gut gefallen“, analysiert Susanne Gaschke in der NZZ. „Zumindest in Deutschland steckt dahinter die Zwangsvorstellung, dass Kinderbücher dazu da sind, jungen Menschen die richtige Gesinnung beizubringen.“ Quelle: Berliner Zeitung

Otfried Preußler. Das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach wird sich umbenennen. Grund dafür ist ein propagandistisches Frühwerk des Verfassers vieler Kinderbuchklassiker wie „Die kleine Hexe“. Der in Pullach lebende Publizist Jan Fleischhauer äußert sich gegenüber BR24 so: „Für mich ist nicht entscheidend, was jemand als 17-Jähriger gesagt und gedacht hat, sondern wie sein späteres Leben verlaufen ist. Und dass man Dinge verschweigt, die man als Jugendlicher gemacht hat, weil sie einem anschließend peinlich sind: Ja mei, so ist das Leben.“ Quelle: BR 24

Dynamo Dresden. Wegen eines beim Spiel in Ingolstadt gezeigten Banners ermittelt der DFB gegen Drittligist Dresden. Beim 1:2 beim FC Ingolstadt hatten einige der 3000 Dynamo-Fans mit einem zweiteiligen Banner gegen den DFB protestiert. Darauf war zu lesen: „Es gibt nur einen lächerlichen DFB… und zwei Geschlechter!“ Quelle: Welt

Teodor Currentzis. Nach ukrainischen Protesten sagen die Wiener Festwochen ein geplantes Konzert des russisch-griechischen Dirigenten Teodor Currentzis ab. Der Intendant Milo Rau hatte für die Wiener Festwochen zwei Konzerte zum Thema Krieg geplant. Neben der ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv sollte auch der russisch-griechische Dirigent Teodor Currentzis mit seinem SWR Symphonieorchester auftreten. Teodor Currentzis hat sich nie klar vom russischen Angriffskrieg distanziert. Quelle: Klassik begeistert

Michael Much. Der Bayrische Unternehmer soll 6000 Euro Strafe zahlen, weil er auf seinem Privatgrundstück zwei Banner aufhängte. Die Banner hatte er nicht selbst gestaltet, sondern bestellt. Sie wurden auch andernorts in Deutschland aufgehängt. Eines der beiden Motive zeigt die Grünen-Parteichefin Ricarda Lang auf einer Dampfwalze in Begleitung der Bundesminister Cem Özdemir, Robert Habeck und Annalena Baerbock. Darüber prangt der Satz: „Wir machen alles platt“, darunter ein älteres Zitat von Wirtschaftsminister Habeck: „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen.“ Auf dem zweiten Banner ist Habeck allein abgebildet. Er hält drei Finger in die Kamera und wird mit der Talkshowaussage „Unternehmen gehen nicht insolvent, sie hören nur auf zu produzieren“ zitiert. So hatte er sich im September 2022 bei Sandra Maischberger (ARD) geäußert. Darunter steht die polemische Frage: „Kann er überhaupt bis 3 zählen?“ Quelle: Cicero
Nachtrag: Im März 2024 bekommt Much, der von Annalena Baerbock wegen Beleidigung angezeigt wurde, vor Gericht recht. Es handele sich um eine Meinungsäußerung, um sogenannte „Machtkritik“.

Möhringen. Der Stuttgarter Stadtbezirk Möhringen hat ein neues Wappen. Auf dem alten war unter anderem der Kopf einer schwarzen Person zu sehen. „2020 ist das Möhringer Wappen in die Kritik geraten“, schreibt die Schwäbische Zeitung etwas unbeholfen, „da der Mohr rassistisch ist“. Bei dem rassistischen Mohren soll es sich um eine Frau gehandelt haben, behauptet der Artikel zugleich. Und weiß die Entscheidung richtig einzuordnen: „Der Kampf für Gerechtigkeit und gegen Rassismus hält seit Jahrzehnten an.“ Quelle: Achgut

Kristin Brinker. Die Berliner AfD-Vorsitzende Kristin Brinker und ihr Fraktionsvize Ronald Gläser sind zur Eröffnung der Berlinale eingeladen worden. Das sorgt für Wirbel. Knapp 200 Mitglieder der deutschen Filmbranche kritisieren die Einladung in einem Offenen Brief. Die Festivalleitung erklärt zwar „Volksvertreter, die im Widerspruch zu demokratischen Werten stehen“, für „nicht willkommen“, verweist aber zunächst darauf, dass die Einladungen aus dem Kontingent des Senats sind und dieser seine Tickets „an gewählte Abgeordnete aller Parteien“ vergeben habe. Kurz vor Eröffnung werden sie dann schließlich aber doch wieder ausgeladen. Diversität im Publikum ist nicht erwünscht. Quelle: MSN
Damit nicht genug. Frau Brinker lädt Schülerinnen zum Girls Day ein. Der soll ja bekanntlich dazu dienen, Mädchen einen Einblick in Berufsfelder zu geben, in denen Frauen unterrepräsentiert sind. Die Bildungssenatorin legt Brinker nahe, auf eine Teilnahme am Aktionstag zu verzichten, und kommentiert gegenüber dem Tagesspiegel: „Als Senatorin für Bildung, Jugend und Familie ist es mein Anliegen, junge Menschen für politische Prozesse zu begeistern. Veranstaltungen wie der Girls‘- und Boys‘-Day bieten wertvolle Einblicke in Berufsfelder und fördern die Demokratiebildung. Es ist jedoch wichtig, dass sie einen sicheren Raum bieten, frei von Vorurteilen und Stereotypen. Das Verhalten der AfD-Abgeordneten Brinker erweckt den Eindruck, dass sie demokratische Werte nicht teilt. Ihre Teilnahme an fragwürdigen Veranstaltungen und ihre Äußerungen stehen im Widerspruch zu den Grundprinzipien dieser Aktionstage. Frau Brinker sollte ihre Teilnahme überdenken.“

Philipp Burger. Der Sänger der Gruppe Frei.Wild wird nicht bei der Leipziger Buchmesse (21. bis 24. März) auftreten. Dort wollte Burger, von dem Fotos existieren, auf denen er als junger Mann den „Hitlergruß“ zeigte, aus seinen Memoiren vortragen. Wie Burger auf Instagram schrieb, sei er vom Programm der Veranstaltung „LitPop“ gestrichen worden. Weil, wie er sagt, ein anderer Künstler sonst mit einer Absage gedroht hätte. Burger berichtet, dass er sich von seiner rechtsradikalen Vergangenheit distanziert. Quelle: musikexpress

Kinderkarussell. Die Tierschutzorganisation Peta fordert das Verwenden von Tieren in Karussellen zu beenden. Dabei geht es nicht um echte Tiere, sondern um große Tierfiguren. Denn wenn Menschen schon als Kinder lernen, dass man auf solchen Tieren reiten kann, dann reiten sie vielleicht später als Touristen auch auf Kamelen – auf echten Kamelen. Wehret den Anfängen. Quelle: Welt

Hoss und Hopf. TikTok löscht einen Kanal, auf dem Video der „rechtslibertären“ Youtuber Philip Hopf und Kiarash Hossainpour gepostet wurden, wegen Verbreitung „gefährlicher Falschinformationen und gefährlicher Verschwörungstheorien“, nachdem im Stern der Bericht einer besorgten Mutter erschienen ist, die sich darüber sorgt, dass ihr 14-jähriger Sohn offenbar eine gewisse Begeisterung für die beiden entwickelt hat und schon so weit sei, AfD zu wählen. Hopf hat eine Anlageberatungsfirma, und betätigt sich auch abseits des Podcasts auf YouTube, so jüngst bei vielgeklickten Interviews mit Werteunion-Chef Hans-Georg Maaßen. Hossainpour, ein Kryptowährungs-Influencer mit iranischen Wurzeln, soll mit Anfang 20 bereits ein Vermögen von 50 Millionen Dollar anfgehäuft haben und in Dubai leben. Der Stern-Bericht ist natürlich ein Glücksfall für Hoss und Hopf. Auf den beiden wichtigsten Podcast-Plattformen Spotify und Apple steht das Format trotz der „umstrittenen“ Inhalte in den deutschsprachigen Charts aktuell auf Platz 2 bzw. Platz 1. Quelle: Welt

Daphne Barak Erez. Bei einer Podiumsdiskussion an der Berliner Humboldt-Universität (HU) soll auch Daphne Barak Erez sprechen, Richterin am Obersten Gerichtshof Israels. Es ging nämlich um das Thema Verfassungsgerichtsbarkeit. Antiisraelische Aktivisten schreien die Richterin nieder. Die Veranstaltung wird abgebrochen. Quelle: Achgut

Werner Patzelt. Prof. Werner Patzelt wird von der Studienstiftung des deutschen Volkes ausgeladen. Der Politologe und emeritierte Lehrstuhlinhaber an der TU Dresden hätte bei deren nächster Sommerakademie ein Seminar zum Thema „Entwicklung des politischen Konservatismus“ abhalten sollen. Nach einem Artikel des linken Journalisten Matthias Meisner in der Frankfurter Rundschau (FR) und der Beschwerde eines früheren Stipendiaten erfolgte jedoch der Rückzieher. Quelle: Achgut

Matthias Beerbaum. Der parteilose AfD-Landratskandidat im Thüringer Saale-Holzland-Kreis, zieht kurz nach seiner Nominierung die Kandidatur wieder zurück. Die Ostthüringer Zeitung zitiert ihn mit dem Verweis auf „eine ‚Bedrohungs- und Gefahrenlage‘ für seine Familie […], mit der er nicht umgehen möchte“. Die AfD hält nun Ausschau nach einem neuen Kandidaten. Apollo News verweist auf offizielle Zahlen, denen zufolge „AfD-Politiker im ersten Halbjahr 2023 von allen politischen Parteien am häufigsten von Körperverletzungs- und Eigentumsdelikten betroffen gewesen“ waren. Quelle: Achgut

Markus Frohnmaier. Wenn die AfD Gaststätten für Veranstaltungen bucht, wird schon lange und in zunehmender Weise Druck auf die Betreiber ausgeübt. Diesmla trifft es den baden-württembergischen Landesvorsitzenden, Markus Frohnmaier, der bei einem Termin in der Region Pforzheim reden sollte. Zunächst war der Auftritt im Badischen Hof in Königsbach-Stein (Enzkreis) vorgesehen und wurde dann in den Asia King nach Pforzheim verlegt, bevor man ihn abgesagt hat. Nicht die geplante Gegendemo der „Omas gegen Rechts“ hat dafür den Ausschlag gegeben. Eine Lokalzeitung munkelt vielmehr, dass „wohl Wirte bedroht wurden“. Das bestätigt die örtliche AfD: „Grund für die Absage der Veranstaltung waren massive Beleidigungen und Drohungen gegenüber den Wirten.“ Quelle: Achgut

Hansjörg Schrade. Das Café Vis-à-vis in Reutlingen wirbt damit, keine AfDler bewirten zu wollen, und hat ein Schild „Rote Karte für die AfD!“ ins Fenster gehängt.In einem Zeitungsbericht nennt das Café namentlich den AfD-Stadtrat Hansjörg Schrade. Dieser sagt, er sei dort früher selbst gerne Gast gewesen und kommentiert: „Es ist ein nettes Café, mit grasgrüner Stammkundschaft (…) Ich brauche das Café nicht, werde aber auch nicht zum Gegenboykott aufrufen.“ Quelle: Südkurier, 13.02.2024

AfD-Spender. Nach Überweisungen einer Spende an die #AfD erhält ein Kunde einer #Sparkasse am nächsten Tag eine Art Drohbrief („Der Zahlungsempfänger hat eine rechtsextremistische Ausrichtung. Die Sparkasse Mittelfranken-Süd akzeptiert solche Zahlungen nicht. Stellen Sie bitte im eigenen Interesse solche Zahlungen ein.“) Die Sparkasse hat die Echtheit des Briefs bestätigt,  spricht aber von einem „Versehen“.

Eismohr. Oliver Gebhardt ist bei der Leipziger Stadtratsfraktion der Linkspartei „Sprecher für Ordnung und Sicherheit“. Nicht in Ordnung fand er, dass auf der Haus-Garten-Freizeit (kurz: Freizeitmesse) in seiner Stadt eine Speise namens Eismohr angeboten wurde. An mindestens zwei Ständen, wie er bei seinem Kontrollbesuch feststellen musste. „Der Begriff gehöre ‚unverzüglich untersagt‘“, so der Politiker. Er bezeichnet mit Schokolade überzogenes Softeis. Bei der Leipziger Messe setzt man Anordnungen von Vertretern der Partei der Arbeiterklasse immer noch beflissen um: „Wir haben […] sofort Kontakt zum externen Aussteller aufgenommen, die Sachlage überprüft und die kritisch einzuschätzende Formulierung mit sofortiger Wirkung entfernt“, so eine Sprecherin. Quelle: Achgut

Grüner Kreisverbands Bamberg-Land. Der Kreisverband kann seine Jahreshauptversammlung nicht in einem Gasthof in der Gemeinde Kemmern abhalten, da der Wirt der Partei eine Absage erteilt hatte. Auf Druck von Bauern und Lieferanten einer Brauerei, wie es heißt. Quelle: Achgut

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